Ringvorlesung im Sommersemester 2015
Tagungsort: | KIT – Campus Süd |
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Datum: | Donnerstags, 14-tägig |
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Zeit: | 17:30 bis 19:00 Uhr |
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»Wissenschaftskommunikation erforschen«
Donnerstag, 07. Juli 2015, 17:30 Uhr
Prof. Dr. Mike S. Schäfer (Institut für Publizistikwissenschaft & Medienforschung, Universität Zürich)
Das Medien-Klima: Die Medienberichterstattung über den Klimawandel
Der menschengemachte Klimawandel ist eine der zentralen Herausforderungen für Gesellschaften weltweit – und zugleich ein komplexes, lebensweltfernes Thema, über das sich viele Menschen (nur) aus den Medien informieren. Mediendarstellungen des Klimawandels sind also bedeutsam. Sie unterscheiden sich allerdings – teils deutlich – vom wissenschaftlichen Sachstand zum Thema, sie variieren zwischen unterschiedlichen Ländern und haben sich im Zeitverlauf verändert. Im Vortrag wird vorgestellt, wie Medien den Klimawandel darstellen, wie sich die Klimaberichterstattung in den vergangenen 20 Jahren entwickelt hat, wie sie vom Publikum genutzt wird und welche Wirkungen dies zeitigt.
Mike S. Schäfer ist seit 2013 Professor für Wissenschaftskommunikation an der Universität Zürich. Zuvor war er Juniorprofessor an der Universität Hamburg und Leiter der Forschungsgruppe „Media Constructions of Climate Change“ am Bundes-Exzellenzcluster „CliSAP“. Arbeitsbereiche: Wissenschaftskommunikation, politische Kommunikation, internationale Kommunikation, komparative Kommunikationsforschung, Medien- und Öffentlichkeitssoziologie. Ausgewählte Publikationen: Neverla, Irene & Mike S. Schäfer (Hrsg., 2012): Das Medien-Klima. Fragen und Befunde der kommunikationswissenschaftlichen Klimaforschung. Wiesbaden: Springer VS.; Schäfer, Mike S. (2015): Climate Change and the Media. in Wright, James D. (Ed.): International Encyclopedia of the Social & Behavioral Sciences, 2nd edition, Vol 3. Oxford: Elsevier. 853–859.
Donnerstag, 25. Juni 2015, 17:30 Uhr
Prof. Dr. Rainer Bromme (Universität Münster, Institut für Psychologie)
Wissenschaftliche Konflikte und Informiertes Vertrauen: Wie kann man als Bürger mit widersprüchlicher wissenschaftlicher Evidenz umgehen?
Bei vielen Fragen der persönlichen Lebensführung merken wir schnell, dass wir auf wissenschaftlich begründetes Wissen angewiesen sind, wenn wir eine vernünftige Entschei-dung treffen wollen. Allerdings ist wissenschaftliches Wissen nicht immer eindeutig, es ist veränderlich und manchmal widersprüchlich. Dies merken Bürger besonders dann, wenn sie im Internet nach wissenschaftsbasierten Antworten auf ihre Fragen suchen. Als Nicht- Fachleute (Laien in fast allen Gebieten) müssen Bürger vielfältige Entscheidungen treffen und sind dabei auf wissenschaftliches Wissen angewiesen, das (zu erheblichen Teilen) die eigenen Verständnis- und Urteilsmöglichkeiten übersteigt. Wie können Nicht-Fachleute mit Widersprüchen zwischen Wissenschaftlern umgehen? Dazu wird ein empirisches Forschungsprogramm vorgestellt. Wir untersuchen die kognitiven Werkzeuge (Heuristiken, Überzeugungen), die Laien benutzen, um auch bei begrenztem Verständnis mit derartigen Widersprüchen umzugehen.
Rainer Bromme ist seit 1995 Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Münster.
Nach dem Studium der Psychologie arbeitete er bis 1992 am Institut für Didaktik der Mathematik der Universität Bielefeld (einem Forschungsinstitut für Fragen der Mathematikdidaktik). Er habilitierte sich für Psychologie (1989) an der Universität Bielefeld und lehrte von 1992 bis 1994 an der Universität Frankfurt. Seine Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte betreffen Kognition und Lehr- Lernprozesse, u.a. bei der Kommunikation zwischen Experten und Laien, dem öffentlichen Verständnis von Naturwissenschaft und bei dem Lernen mit Neuen Medien. Seit 2009 ist er Sprecher des von der DFG geförderten Schwerpunktprogramms (SPP 1409) Wissenschaft und Öffentlichkeit: Das Verständnis fragiler und konfligierender Evidenz (www.scienceandthepublic.de). Er ist Mitantragsteller in dem DFG Graduiertenkolleg (GK 1712) Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt (www.uni-muenster.de/GK-Vertrauen-Kommunikation) an der Universität Münster.
Donnerstag, 18. Juni 2015, 17:30 Uhr
Prof. Dr. Hans Peter Peters (Institut für Neurowissenschaften & Medizin, FZ Jülich)
Donnerstag, 28. Mai 2015, 17:30 Uhr
Prof. Holger Wormer (Institut für Journalistik, TU Dortmund)
Donnerstag, 21. Mai 2015, 17:30 Uhr
Dr. Simone Rödder (Institut für Soziologie, Universität Hamburg)
Organisationstheoretische Perspektiven auf die Wissenschaftskommunikation
In der Diagnose, die moderne Gesellschaft sei eine „Gesellschaft von Organisationen“ drückt sich die Bedeutung formaler Organisation für gesellschaftlich relevante Kommunikationsprozesse aus. Auch die Wissenschaftskommunikation ist organisiert: das Wissenschaftsressort füllt die Wissensseite der Tageszeitung, Universitäten geben Pressemitteilungen heraus und Forscher und Forscherinnen werden in Medientrainings auf die Anforderungen medienöffentlicher Kommunikation vorbereitet.
Im Vortrag wird zunächst die Grundlage der Wissenschaftsdarstellung durch Organisationen erläutert. Anschließend wird ein Überblick über Organisationen der Wissenschaftskommunikation gegeben und eine Systematisierung vorgeschlagen. Die These ist, dass die Relevanz von Organisationen am besten durch einen Vergleich dreier Organisationsformen der Wissenschaftsdarstellung herausgearbeitet werden kann, von denen die beiden ersten den Charakter eines Teilsystems einer Organisation haben, während der dritte eine eigene Organisation bildet: die Wissenschaftsredaktion einer Tageszeitung, die Pressestelle einer Forschungseinrichtung und der neue Organisationstyp des Science Media Centre. Anhand dieser Typologie lassen sich einige Funktionen und Folgen der formalen Organisation von Wissenschaftskommunikation aufzeigen.
Über Simone Rödder:
Simone Rödder, Dr. phil. nat., Dipl-Biol., studierte Biologie, Mathematik, Wissenschaftskommunikation und Soziologie in Mainz, Glasgow und Bielefeld. 1999-2001 studienbegleitend Journalistenausbildung am Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses in München. freie Mitarbeit für FAZ/FAS (Wissenschaft/Feuilleton). 2008 Promotion an der Universität Bielefeld, danach Postdoc am Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Universität Bielefeld; dort von 2009-2013 Co-Leitung des Projekts „Die Herstellung und Darstellung wissenschaftlichen Wissens unter Medialisierungsbedingungen“ in der BMBF-Förderinitiative „Neue Governance der Wissenschaft“. Seit März 2013 Postdoc und Leiterin des wissenschaftsreflexiven Projekts „Understanding Science in Interaction“ am Exzellenzcluster „Integrated Climate System Analysis and Prediction“ der Universität Hamburg.
Forschungsschwerpunkte:
Wissenschaftssoziologie, Wissenschaftskommunikation, Theorie und Praxis des Wissenschaftsjournalismus, Mediensoziologie.
Donnerstag, 07. Mai 2015, 17:30 Uhr
PD Dr. Stefan Böschen (Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse, KIT)
Donnerstag, 23. April 2015, 17:30 Uhr
Prof. Dr. Stephan Ruß-Mohl (Institut für Medien und Journalismus, Universität Lugano)
Rückzugsgefechte des Journalismus? Wissenschaftskommunikaton in der Aufmerksamkeitsökonomie
Die Vorlesung befasst sich mit dem langfristigen Wandel des Wissenschaftsjournalismus und der Wissenschaftskommunikation – unter den Bedingungen der Aufmerksamkeitsökonomie, der Digitalisierung und der Medienkonvergenz. Der Vortrag gipfelt in einem skeptischen Ausblick: Befinden wir uns auf dem Weg in eine Desinformations-Ökonomie, in der das „Anything goes“ die wissenschaftliche und journalistische Wahrheitssuche verdrängt?
Zur Person
Dr. Stephan Russ-Mohl, geb.1950, ist Professor für Journalistik und Medienmanagement sowie Leiter des European Journalism Observatory an der Università della Svizzera italiana in Lugano. 2011/2012 war er Gutenberg Fellow am Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz der Universität Mainz.
Forschungsfelder: Ökonomik des Journalismus, Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement im Journalismus, vergleichende Journalismus-Forschung (insbesondere: Deutschland, USA, Schweiz, Italien); Medien-Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit für Medienunternehmen
Donnerstag, 12. Februar 2015, 17:30 Uhr
Achtung Raumänderung!
Der Vortrag findet im Geb. 30.22, Kleiner Hörsaal (Campus Süd) statt.
Dr. Thomas Metten (Institut für Germanistik, KIT)
Wissenstransfer oder Wissenstransformation? Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Wissenschaftskommunikation
Der Vortrag beginnt mit einem kurzen Überblick über die Entwicklung der Wissenschaftskommunikationsforschung in der Linguistik. Anschließend daran wird der Fokus auf die Auseinandersetzung mit der Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen der Wissenschaftskommunikation gelegt. Als zentral hat sich hier die Frage erwiesen, inwiefern tatsächlich von einem Wissenstransfer gesprochen werden kann oder ob es sich nicht um eine Transformation von Wissen handelt. Ziel des Vortrags ist es dahingehend jedoch nicht, die Frage nach der Vermittelbarkeit prinzipiell zu beantworten – vielmehr werden die Prämissen einer solchen Fragestellung in den Blick gerückt und befragt. Dahingehend wird hervorgehoben, dass zahlreiche Untersuchungen von Wissenschaftskommunikation über weite Teile durch die Annahme bestimmt sind, dass Wissenschaft und Öffentlichkeit zwei voneinander getrennte gesellschaftliche Bereiche darstellen. In kritischer Auseinandersetzung mit einem solchen Zwei-Welten-Modell der Wissenschaftskommunikation werden sodann einige Überlegungen zu einem anderen Modell vorgestellt, das die tatsächliche Pluralität der kommunikativen Prozesse erfassbar werden lässt und die einfache Unterscheidung von Wissenschaft und Öffentlichkeit unterläuft. Auf diese Weise wird eine kulturwissenschaftliche Perspektive auf Wissenschaftskommunikation gewonnen.
Über Thomas Metten:
Thomas Metten studierte Germanistik, Philosophie und Kunstwissenschaft an der Universität Koblenz-Landau. 2009 promovierte er mit einer Arbeit zu dem Thema „Wissensvermittlung als ästhetische Erfahrung”. Seit dem Wintersemester 2013/2014 vertritt er die Professur für Wissenschaftskommunikation und Wissenschaftsjournalismus am Institut für Germanistik des KIT in Karlsruhe. Er ist zudem Mitglied des Forschungsnetzwerks „Sprache und Wissen” (Heidelberg) und war über viele Jahre als freier Journalist sowie als Referent für Öffentlichkeitsarbeit tätig. Zuletzt ist von ihm erschienen: Kulturwissenschaftliche Linguistik. Entwurf einer Medientheorie der Verständigung, Boston/New York: de Gruyter, 2014.
Donnerstag, 22. Januar 2015, 17:30 Uhr
Prof. Dr. Hans-Jürgen Bucher (Medienwissenschaft, Universität Trier)
Multimodalität in der Wissenschaftskommunikation. Theorien, Methoden, Befunde aus medienwissenschaftlicher Sicht
Kommunikation ist immer mehr als Sprache oder Text. Das gilt für Face-to-Face-Kommunikation ebenso wie für medienbasierte Kommunikation. Beide sind nicht mono-modal sondern multi-modal. Neben der Sprache werden für die Umsetzung der jeweiligen kommunikativen Absichten auch eine ganz Reihe anderer Kommunikationsmodi eingesetzt: in der gesprochenen Kommunikation Gesten, Intonation, Mimik und Zeigehandlungen, in der medienbasierten Kommunikation Fotos, Grafiken Videos, Audiobeiträge, Typografie, Farbe, Design und Layout. Die Kommunikationsforschung sowie die Linguistik haben bislang die Modi Text und gesprochene Sprache verabsolutiert und dabei die übrigen Modi vernachlässigt. Gerade die Geschichte der Wissenschafts-Kommunikation zeigt, dass sie schon frühzeitig die Effizienz und Nützlichkeit anderer, insbesondere visueller Modi erkannt und eingesetzt hat. Das gilt nicht nur für die Wissensvermittlung, sondern auch für die wissenschaftliche Praxis selbst, in der bildgebende Verfahren längstens auch zu Erkenntnismitteln geworden sind. In dem Vortrag soll ein Konzept der Multimodalität eingeführt und auf die Analyse der Wissenschaftskommunikation übertragen werden.
Über Hans-Jürgen Bucher:
Prof. Dr., Jg. 1953, studierte Germanistik und Sportwissenschaft an der Universität Tübingen. Er arbeitete als Zeitungs- und Radiojournalist und war in der Journalistenausbildung tätig. Nach Lehrtätigkeiten an den Universitäten Tübingen, Augsburg und Leipzig ist er seit 1997 Professor für Medienwissenschaft an der Universität Trier. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Qualitative Rezeptions- und Medienforschung (inkl. Eyetracking-Forschung), Internet- und Journalismusforschung, Multimodalitätsforschung in mediengattungsübergreifender und interkultureller Perspektive, Wissenschaftskommunikation, Politische Kommunikation. Größere Forschungsprojekt: „Das Internet in der VR China”; „Netzwerkkommunikation im Internet” (beide gefördert von DFG), „Wissenschaftliche Präsentationen – Textualität, Struktur und Rezeption” im Projekt-Verbund „Interactive Science” (gefördert von der VW-Stiftung) „Multimedia-Journalismus” (gefördert: Nikolaus Koch Stiftung), „Soziale Medien und Politische Öffentlichkeit” und diverse Blickaufzeichnungsstudie zu Print- und Online-Medien sowie Werbefilmen.
Donnerstag, 11. Dezember 2014, 17:30 Uhr
Dr. Markus Lehmkuhl (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, TU Berlin)
Möglichkeiten der journalismustheoretischen Fundierung der Wissenschaftskommunikationsforschung
Immer noch herrscht in der internationalen Forschung zur Wissenschaftskommunikation das Verständnis vor, dass es sich bei Journalismus um einen bloßen Vermittler handele zwischen Wissenschaft und Laienpublikum. Ausgehend von dem, was über Wissenschaft öffentlich wird, reflektieren mittlerweile Hunderte von empirischen Studien die Angemessenheit der journalistischen Repräsentationen. Üblicherweise wird eine Differenz beklagt zwischen dem, was öffentlich wird, und dem, was öffentlich werden sollte. In der Vorlesung werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie diese theoretische Enge überwunden werden kann.
Über Markus Lehmkuhl:
Dr. Markus Lehmkuhl (geb. 1968) ist seit 2000 in Lehre und Forschung an der Freien Universität Berlin tätig. Sein Spezialgebiet ist die journalistische Aufbereitung von Wissenschaft für Massenmedien. Er hat zahlreiche nationale und internationale Forschungsprojekte realisiert, darunter eine groß angelegte, international vergleichende Analyse der Wissenschaftsberichterstattung und ihrer Rezeption im Fernsehen und im Hörfunk. Aktuell arbeitet er im Forschungsverbund InfectControl an Möglichkeiten, wie ein wissenschaftlicher Kenntnisstand datengestützt ermittelt werden kann.
Donnerstag, 27. November 2014, 17:30 Uhr
Prof. Dr. Torsten Schäfer (Institut für Kommunikation und Medien, Hochschule Darmstadt)
Journalismus zwischen Engagement, Werten und Neutralität - wofür dürfen sich JournalistInnen einsetzen?
Der Vortrag fragt danach, inwieweit sich Journalisten inhaltlich engagieren dürfen und welche Konsequenzen wertgebundenes Themenengagement für das eigene Rollenselbstverständnis hat. Bezugsrahmen für die Analyse sind medienethische sowie redaktionell-praktische Determinanten. Die Rollendebatte der Journalistik wird in der Sequenz auf ihre Schwachstellen hin untersucht, die Normativitätsangst der Profession erkannt sowie die Losung des Nichtgemeinmachens (Hanns Joachim Friedrichs) dekonstruiert. Die Fragestellung geht dann schrittweise in den Bereich des praktischen Umweltjournalismus hinein, den wir an der Hochschule Darmstadt mit der Plattform ‘Grüner Journalismus’ fördern. Von diesem Beispiel ausgehend entwickeln sich Thesen rund um einen engagierten Journalismus. Zu seiner Beschreibung sind Einblicke in die Debatten um lösungsorientierte Berichterstattung und Finanzierungsmodelle der Gemeinnützigkeit notwendig.
Über Torsten Schäfer:
Torsten Schäfer ist Professor für Journalismus und Textproduktion an der Hochschule Darmstadt, wo er die Studiengänge Medienentwicklung (MA) und Wissenschaftsjournalismus (BA) koordiniert sowie das Medienportal Grüner-Journalismus.de leitet. Arbeitsschwerpunkte liegen neben dem Fachjournalismus (Umwelt- und Europathemen) im Storytelling sowie der Text- und Recherchevermittlung. Schäfer arbeitet weiter als Autor und Journalist. Von 2009 bis 2013 war er Redakteur der internationalen GEO-Ausgabe und zuvor Chef vom Dienst sowie Planer in der Onlineredaktion der Deutschen Welle. Er promovierte nach einem Master in European Studies an der RWTH Aachen über die EU-Berichterstattung deutscher Regionalzeitungen. Vorher absolvierte Schäfer ein Diplom-Studium der Journalistik und Politikwissenschaft an der TU Dortmund mit integriertem Zeitungsvolontariat. Er arbeitete als freier Journalist jeweils über mehrere Jahre für GEO, taz, Süddeutsche Zeitung und dpa.
Donnerstag, 13. November 2014, 17:30 Uhr
Prof. Dr. Gregor Betz (Institut für Philosophie & ITAS, KIT)
Argumentrekonstruktion als Diskursanalyse - ein Werkstattbericht
In dieser Vorlesung möchte ich berichten, wie meine Gruppe die Methode der Argumentrekonstruktion in den letzten Jahren weiterentwickelt und in verschiedenen Projekten zu Zwecken der Diskursanalyse eingesetzt hat. Zunächst stelle ich die Theorie der Argumentrekonstruktion in Grundzügen vor; an einem Beispiel illustriere ich, wie aufwändig die Interpretation und Rekonstruktion bereits eines einzelnen Arguments sein kann; anschließend präsentiere ich als Beispiel für die Analyse einer komplexen Debatte unsere Rekonstruktion der Geoengineering-Kontroverse; und schließlich diskutiere ich eine dezidiert diskursanalytische Untersuchungen aus den Politikwissenschaften, die auf unserer Rekonstruktion der Geoengineering-Debatte aufsetzt. Hintergrundinformationen zu dieser Vorlesung finden Sie auf: http://www.argunet.org
Über Gregor Betz:
Gregor Betz ist Juniorprofessor für Wissenschaftsphilosophie am Institut für Philosophie des KIT. Seine Forschungschwerpunkte liegen in der angewandten Philosophie, insbesondere der Wissenschaftstheorie, Argumentationstheorie und angewandten Ethik. Als Principal Investigator bzw. Partner ist er an verschiedenen interdisziplinären Verbundprojekten beteiligt: Helmholtz Graduiertenschule Energy Scenarios, Helmholtz Alliance EnergyTrans, EU-Projekt EuTRACE, BMBF Scoping Studie Climate Engineering (abgeschlossen). Nach einem Studium der Philosophie, Mathematik und Politikwissenschaften in Berlin und Paris hat Betz mit einer Arbeit über die Prognosegrenzen den Wirtschaftswissenschaften promoviert 2004. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter war er darauf an der FU Berlin sowie am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung tätig. 2008 nahm er einen Ruf auf eine Juniorprofessur für Philosophie der Simulation nach Stuttgart an. Seit Oktober 2010 forscht und lehrt er am KIT.
Donnerstag, 23. Oktober 2014, 17:30 Uhr
Christoph Koch (Ressortleiter »Wissen«, Stern)
Die Wissenschaft und ihre Kommunikation – Symptomatik einer Entkopplung
2014 ist das Jahr der Appelle, Diskurse und Betrachtungen zur Wissenschaftskommunikation. „Nieder mit dem Populismus der science slams, geht forschen”, sagen die einen. Die anderen kontern, der Steuerzahler habe Anspruch auf Transparenz, Rechenschaft oder Belehrung. Doch lässt sich empirisch zeigen: Selbst elementarstes Wissen, das primäre Produkt der Wissenschaft, erreicht diejenigen nicht, die von ihm am meisten profitieren könnten. Statt dem emanzipatorischen Trotz die Treue zu halten, aus dem sie geboren wurde, möchte sich institutionalisierte Wissenschaft im Legitimations-Wettstreit auszeichnen. Die Faszination, die die erstaunliche Mächtigkeit ihrer Erkenntnisinstrumente stiften kann, reduziert sie oft im Eigennutz. Mit kaum zu heilender Verwunderung registriert sie, dass das kaum jemanden interessiert. Der Epochenbruch der Digitalisierung trägt allerdings Potenzial zur Wiedererweckung des Wissenschaftsgeistes aus der Kraft der Kritik in sich. Finden wir zu einer Renaissance?
Über Christoph Koch:
Christoph Koch ist Humanbiologe und Sozialwissenschaftler und leitet das Ressort „Wissen” beim stern. Er promoviert zum Thema „Mediale Rezeption und Präsentation der Evidenzbasierten Medizin” an der TU Dortmund und hat zuletzt mehrere Bücher zur Gesundheitsökonomie und Beiträge zur Patientenzentrierten Forschung und zur Journalistik publiziert. Mit seinem Ressort nutzt er statistische und investigative Recherchemethoden, um den Nutzentransfer zwischen Forschung und Praxis zugunsten der Nutzerseite zu verbessern. Er fordert in seinem Pamphlet, dass wir uns eingestehen sollten, dass der Begriff der „Wissensgesellschaft” derzeit fast vollständig zum Nutzen von Elitenetzwerken ausgestaltet ist und in diesem Kontext der Begriff der Wissenschaftskommunikation eine Utopie bezeichnet.